Eine kleine Tour durch die Phänomenta in Lüdenscheid

Weithin sichtbar erhebt sich ein gerüstartiger Turm in der Stadt Lüdenscheid. Kenner wissen längst: Dort befindet sich die Phänomenta, das Erlebnismuseum zu den Grundlagen der Naturwissenschaften, zu Technik und Physik. Das klingt spannend. Höchste Zeit also, sich ins Museum zu begeben, um selber mal live auszuprobieren und zu erkunden, was sich unter dem Turm verbirgt. 

Die Brücke über die Bahngleise führt uns zur geheimnisvollen Phänomenta in Lüdenscheid. Hinter dem Eingang erwartet uns ein verschachtelter Bau mit kühlem Ambiente. Die freundliche Dame an der Kasse empfiehlt uns, dem Koala-Pfad zu folgen – er ist auf Kinder der 3./4. Klasse abgestimmt.

Doch die Zwillinge kümmert das wenig, sie sind bereits durch das rechte Tor verschwunden. Wir holen den Nachwuchs schnell wieder ein, denn natürlich haben die beiden schon begonnen, die ersten Stationen auszuprobieren. 



Spieglein, Spieglein

Von Strahlen und Spiegeln heißt der Bereich, in dem wir jetzt nach dem Koala Ausschau halten. Wir finden ihn an der Station Gefrorene Schatten. Lara und Ben stellen sich vor die Leinwand und verrenken sich ein bisschen. Plötzlich blitzt es, als hätte jemand fotografiert. Als die Kinder sich wegbewegen, bleiben tatsächlich ihre Schatten zurück. Wie kann das sein?

Per QR-Code rufen wir die Beschreibung der Station auf. Meine Freundin berichtet: „Aha. Die Leinwand ist aus phosphoreszierendem Material. Es speichert das Licht des Blitzes für ein paar Sekunden. Dort, wo ihr gestanden habt, konnte das Blitzlicht nicht hingelangen. Daher blieben eure Schatten für kurze Zeit als dunkle Stellen zurück.“ Das war schon mal ein sehr interessanter Effekt. 

Als nächstes erwartet uns die Station Spiegelzeichner, eine merkwürdige Box. Was da wohl drin ist? Gemeinsam versuchen wir, das Geheimnis zu ergründen. Wir sehen einen Stern, der nachgezeichnet werden soll – allerdings quasi blind, nur über eine Spiegelung. Klingt einfach, doch wie sich herausstellt, ist es das gar nicht.

Meine Freundin und ich scheitern, weil man senkrechte Linien umgekehrt zeichnen muss: von unten nach oben statt von oben nach unten. Eine echte Herausforderung für die Koordination von Auge und Hand. Die Kinder lachen sich kaputt, bevor sie es hoch konzentriert selbst ausprobieren. Mit Geduld, Gekicher und vereinten Kräften gelingt es ihnen schließlich, den Stern nachzuzeichnen. Nicht besonders schön allerdings.


Unendlicher Spiegel heißt unsere nächste Station und wir Älteren haben eine leise Ahnung, was auf uns zukommt. Die faszinierende Installation können beide Generationen gleichzeitig erleben, denn es gibt Gucklöcher in zwei Höhen.

Durch sie ist der Blick zwischen zwei Spiegeln zu sehen und unheimlicherweise zeigt sich eine endlose Wiederholung des immergleichen Bildes, das kleiner und kleiner wird. Das würde auch funktionieren, wenn sich einer von uns zwischen die Spiegel stellen würde.

Wie beim Ping-Pong reflektiert jeder der beiden Spiegel erst ein Bild, dann zwei Bilder, dann drei Bilder und so weiter.  


Von Farben und Temperaturen

Während die Kids noch vor dem Hohlspiegel posieren, machen wir Freundinnen einen kurzen Ausflug ins begehbare Kaleidoskop und schneiden ein paar Grimassen – darin waren wir schon in unserer Jugend gut. Aber anders als damals in den Fotoautomaten, werden unsere Gesichter hier in einem endlos großen, dreieckig gegliederten Raum in unendlich vielen Bildern reflektiert. Kichernd fliehen wir und begeben uns zur nächsten Station im Bereich Farbforschen

Hier soll es um die Wärmewahrnehmung gehen, klingt interessant und ist es auch, denn uns erwarten drei Platten mit verschiedenen Temperaturen. Zunächst werden beide Hände auf zwei unterschiedlich warme Platten gelegt. Die dritte warme Platte, auf die wir beide Hände legen, fühlt sich daraufhin für die Hände unterschiedlich warm an. 

Warum das denn? „Der Körper erwärmt ganz automatisch die Hand auf der wärmeren Platte und kühlt die Hand auf der weniger warmen Platte herunter.  Die Temperatur der dritten Platte erscheint uns mit beiden Händen anders, weil unsere Hände noch kurz die unterschiedlichen Temperaturen der ersten beiden Platten halten“, erläutert meine Freundin nach einem Blick aufs Smartphone.  

An der nächsten Station sind wir Frauen und die Kids gleichermaßen überrascht. Warm oder kalt lautet hier die Devise und wir befühlen unterschiedliche Materialien – Kupfer, Holz, Schiefer, Kork, Acrylglas, Hartfaser, Marmor und Neopren. Jeder von uns empfindet sie als unterschiedlich warm bzw. kalt. Doch tatsächlich zeigt ein Blick auf die Thermometer, dass alle Materialien die gleiche Temperatur haben. Des Rätsels Lösung ist die unterschiedliche Wärmeleitfähigkeit der einzelnen Stoffe. Sie leiten die von unseren Händen abgegebene Wärme völlig unterschiedlich weiter.



Luftige und kraftvolle Experimente

Als wir Farbforschen verlassen, beschließen wir, zunächst auf dieser Ebene der Phänomenta zu bleiben. Wir gehen durch die Eingangshalle zu den Luftbahnen, wo wir die Station Hörrohr ausprobieren wollen. Das blaue Rohr erstreckt sich kreuz und quer unter der Decke des Raums. Laut Beschreibung ist es 38 Meter lang und hat 15 eingebaute Bögen. Die Zwillinge teilen sich auf und übernehmen je eines der weit voneinander entfernten Enden des Rohrs. Sehen können sie sich nicht. „Hallo Ben, hörst du mich?“, wispert Lara in ihr Rohrende und hält dann das Ohr daran. „Ja klar“, brüllt Ben zurück, während Lara erschrocken zurückweicht. Die Schallwellen haben es leicht in dem glatten Rohr und nehmen auch jede Kurve mit Leichtigkeit. „Schrei nicht so laut!“, gibt sie dann zurück. „Wieso?“, flüstert auch er jetzt und ist überrascht, dass seine Mama antwortet: „Weil das hier sehr laut ankommt!“

In diesem Raum gibt es zwischen den beiden Enden des Hörrohrs noch den cartesianischen Taucher zu entdecken. Der Taucher schwimmt relativ weit oben in einem schmalen, mit Wasser gefülltem Zylinder. Ben tritt auf das Pedal und der Taucher versinkt – je länger Ben tritt, desto tiefer. Fragend schaut er seine Mutter an. „Das hat etwas mit dem Druck zu tun“, sagt sie. „Der kleine Taucher ist zum Teil mit Luft gefüllt und wenn du mit dem Pedal Druck ausübst, wird die Luft im Inneren des Tauchers zusammengedrückt. Es dringt Flüssigkeit ein und er versinkt. Nach dem gleichen Prinzip funktionieren U-Boote.“ Erstaunlich, was man hier alles erfährt.

Jetzt wollen die Kinder noch wissen, was es mit der Spin Station auf sich hat, doch ihre Mutter deutet auf die Betriebszeiten. „Das kann man nur zu bestimmten Zeiten probieren. Machen wir beim nächsten Mal.“ In der Sonderstation wird der Raum horizontal um den eigenen Standort gedreht. Perfekt für ein Astronautentraining, doch uns Freundinnen wird schon beim Drandenken schlecht. Wir wandern also zurück in den Raum Kraftspiel

In dessen Mitte befindet sich bei unserem Besuch noch die Station Flaschenzug. Die Kinder zerren bereits am linken Seil, um den Betonklotz über die Holzunterlage zu bewegen. Keine Chance, und es nützt auch kaum etwas, dass wir beide mithelfen. Erst als wir das rechte Seil mit dem Flaschenzug nutzen, verlässt er der Block seine Position. „Das liegt an den Rollen hier, die nennt man Flaschen“, erklärt meine Freundin ihren Kindern. „Der Klotz wird so von mehreren Seilteilen gezogen. Die Kraft wird darauf verteilt, darum geht es leichter.“ Sie schaut in die Runde. „So, jetzt haben wir uns aber erstmal eine Pause verdient, oder?“ Auf geht’s ins Phänomenta Café, wo wir uns mit Kaffee, Limo und Kuchen für die nächste Runde stärken.



Die nächste Runde soll dann ein Stockwerk höher auf der nächsten Ebene stattfinden. Doch zunächst begegnen wir Lüdia, der freundlichen Roboter-Dame des Hauses. Lara und Ben sind fasziniert und stellen ihr alle möglichen Fragen. Sehr lustig, denn sie hat eigentlich immer eine Antwort. Fröhlich schwatzend steigen wir die Treppe hinauf. Weil wir vorhin schon beim Flaschenzug waren, suchen wir jetzt gleich den Außenbereich Hin und Her mit den Flaschenzugsitzen

Wir erreichen ihn direkt vom Treppenhaus aus und finden die Sitze sofort. Das Prinzip scheint einfach. Schnell sind die drei Sitze belegt und es stellt sich heraus, dass es unterschiedlich anstrengend ist, sich mit dem Sitz hinaufzuziehen. „Ben hat viel mehr gegessen als ich“, schlägt Lara als Grund vor. „Stimmt ja gar nicht“, protestiert der. Bevor Streit ausbricht, weist ihre Mutter auf die verschiedene Anzahl an Seilstücken hin, die im Flaschenzug verteilt sind. „Seht ihr? Je mehr das sind, desto besser verteilt sich die Kraft und desto leichter könnt ihr euch raufziehen.“



Durch eine zweite Tür kehren wir in die Innenräume zurück und finden schnell den Bereich Sehen hören, wo der Tastpfad eine Koala-Station ist. Dabei handelt es sich um einen Tisch, unter dem ganz gegensätzliche Gegenstände angebracht sind. Es gilt, herauszufinden, was es ist – und zwar ohne darunter zu schauen. Meine Freundin macht daraus einen kleinen Wettbewerb und verteilt Notizzettel. Jeder soll aufschreiben, was er ertastet. Gar nicht so einfach! Tatsächlich machen dieses Mal wir Erwachsenen das Rennen. Höchste Zeit, uns auch mal abzuklatschen.

Im Raum gleich nebenan erwartet uns der Bereich Magische Magnete. Wir folgen wieder dem Koala und erreichen die Station Magnetische Felder. „Wie Magneten funktionieren, wisst ihr ja schon“, sagt meine Freundin. „Hier sind zwei Magneten installiert. Die Anziehungskraft dazwischen verläuft in einem Bogen, deswegen kann man aus den Nägeln hier auch eine Brücke bauen. Versucht das doch mal!“ Wir schauen uns zwischenzeitlich auch die anderen Stationen zum Thema an, bis sich die Kids uns wieder anschließen.



Auf dieser Ebene erwartet uns schließlich auch das Highlight der Phänomenta: Ein runder Raum direkt unter dem Phänomenta-Turm. Am Turm ist ein riesiges Pendel aufgehängt, das kontinuierlich hin und her schwingt. „Was ist das?“, fragt Ben. „Das muss ich erst nochmal genauer nachlesen“, gibt meine Freundin zu und fragt mich. „Kannst du das erklären?“ „Hm“, sage ich und denke: „Drehung der Erde, Erdachse, Verschiebung, Zeit?“ 

„Tja“, sage ich dann. „Foucault, der Erfinder dieses Pendels, hat damit bewiesen, dass die Erde sich dreht. Denn durch die Drehung bewegt sich das Pendel immer ein kleines Stückchen weiter, das kann man an der Skala dort erkennen. Aber schaut auch mal nach ganz oben.“ Ich deute auf das bunte Kaleidoskop, das im Zentrum des Turms angebracht ist. „Dieses tolle Kaleidoskop ist, soweit ich weiß, das größte in Europa!“ Nicht nur die Kids staunen, wie sich das fantastische Bild über ihren Köpfen permanent verändert.

Doch schon flitzen die Kinder weiter, um noch kurz im Bereiche Bewegte Welt und im Innenbereich Hin und Her verschiedene Stationen auszuprobieren. Dennoch endet unser heutiger Besuch so langsam. Wir rufen die Kinder und gehen mit ihnen die Treppe herunter. Dann entdeckt Lara plötzlich eine Installation in der Eingangshalle, die uns allen bisher entgangen war, und stürmt darauf zu. Ben gesellt sich schnell zu ihr. 

Gemeinsam stopfen sie die gelbe Hülle eines Überraschungseis in den Luftstrom der Station Rohrpost, der durch ein transparentes Rohr strömt und das Ei mit seinem Druck durch die Installation transportiert – durch Röhren, Spiralen und Räder. Ein fesselndes Schauspiel, das wir gebannt verfolgen, und ein toller Abschluss unserer Tour durch die Phänomenta. Viel haben wir gelernt und dass wir bald wiederkehren werden, steht jetzt schon fest. Denn wir haben ja erst einen Bruchteil der Stationen ausprobiert. 




Wusstest du schon, dass ...

… die Phänomenta 4000 Quadratmeter groß ist? 

… sie insgesamt über rund 200 Erlebnisstationen verfügt?

… sich im Phänomenta-Turm das Foucaultsche Pendel und das größte Kaleidoskop Europas befinden?

… der Marienkäfer-, der Koala- und der Delfin-Pfad auf Kindergartengruppen und unterschiedliche Schulstufen abgestimmt sind?

… du außerdem fünf spannende Sonderstationen ausprobieren kannst: den Feuertornado, das Laserlabyrinth, die Spin Station sowie den Astronautentrainer?

… es zudem ein Spezialexponat namens Birdly gibt, mit dem du fliegen kannst wie ein Vogel?

… die Phänomenta spezielle Angebote für Kindergartengruppen und Schulklassen unterschiedlicher Stufen hat?

… du in der Phänomenta auch Kindergeburtstage feiern kannst?

… dass es mit dem Fledermauspfad auch eine spezielle Tour für Sehbehinderte und Blinde sowie deren Begleitperson gibt?

… dass die Phänomenta das ganze Jahr geöffnet hat?

Und übrigens: Die Phänomenta freut sich immer über Spenden der gelben Überraschungsei-Hüllen für die Station Rohrpost im Foyer. Leer natürlich.



Du möchtest in Lüdenscheid noch mehr unternehmen?

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Literatur

Text: Sabine Schlüter - Die flotte Feder

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